Hirsch steht in einer Lichtung rundherum ist Wald
Jagdethik
18. Februar 2022
Wechelkrötenpaar im Wasser

Wechselkröten beim Straßenseitenwechsel


Text: Bettina Kliesspiess |Foto: Isabella Busch


Eingangs gratulieren wir der Wechselkröte ganz herzlich zur Auszeichnung als „Lurch des Jahres 2022“ (1). Verdient ist diese Auszeichnung allemal, auch wenn diese menschliche Verleihung die Tiere persönlich nicht interessiert. Wechselkröten sind wahnsinnig spannende Tiere, die mit ihrem kuriosen Erscheinungsbild bei mancher Begegnung Erstaunen verursachen. Beige Haut mit grünen Flecken und roten Pünktchen, das ist ihr Habitus, auch können die Männchen akustisch durch ein sanftes „üürrrrrr“ auf sich aufmerksam machen. Für gewöhnlich werden die Tiere etwa 10 Jahre alt, es gibt aber auch Berichte von einer 28 Jahre alter Wechselkröte. Schon toll, oder?

Vielleicht hast du die ein oder andere Kröte schon bemerkt, denn momentan kommen die Frühlingsboten wieder aus ihren Winterverstecken. Aber nicht nur Wechselkröten auch Erdkörten, Feuersalamander und Co stürzen sich wieder ins Abenteuer „Fortpflanzung“. Dieses spannende Vorhaben kann aber auch oftmals sehr gefährlich werden, vor allem, wenn sich das Winterquartier der Lurche auf der anderen Straßenseite als ihr Laichgewässer befindet. Der Straßenverkehr kann den Tieren sehr oft zum Verhängnis werden, was sich nicht zuletzt in den erschreckenden Zahlen der Amphibien niederschlägt – den so gut wie jede Amphibienart in Österreich steht auf der Roten Liste. Vor kurzem wurde die Rote Liste in Vorarlberg überarbeitet, kurz kann man sagen: Verbessert hat sich leider nichts, im Gegenteil viele Arten mussten auf den Status „vom Aussterben bedroht“ gesetzt werden (2). Lediglich eine Amphibienart ist in Vorarlberg nicht bedroht – der Bergmolch. Aber nicht nur im „Ländle“ sieht die Situation um die Amphibien so schlecht aus, weltweit sieht man sich mit einer massiven Bedrohung von Arten konfrontiert, die am stärksten die Tiergruppe der Amphibien betrifft (3). Der bekannte Forensik-Biologe Mark Beneke merkt sogar an, dass Amphibien nicht mehr zu retten seien und seine Kolleg*innen in der Herpetologie, die sich vor allem mit Amphibien und Reptilien beschäftigen, bei der Frage wie es um „ihre“ Tiere steht in Tränen ausbrechen (4).

Die Aussichten sind also düster, nichtdestotrotz spenden jährlich tausende Menschen ihre Freizeit, um Kröten von den Straßen zu glauben. Der mühevolle Einsatz neben den Straßen ist nicht ohne Erfolg, denn jährlich werden dadurch tausende von Kröten vom sicheren Tod, durch das Auto, gerettet und das macht definitiv einen Unterschied, nicht zuletzt für das einzelne Individuum. Man muss früh dran sein, damit man noch viele Kröten erwischt bevor die ersten Autos ihren Weg zur Arbeit oder sonstigen Terminen bahnen. Ein paar Jahre habe ich, Bettina, auch bei einem Krötenprojekt geholfen, der Tag begann da für mich um 02:00 früh. Nachdem ich ausgestattet mit Taschenlampe und Kübel einen bestimmten Weg am Bisamberg durchforstet hab, und entlang der Krötensperren neben der Straße kein Tier mehr auf das schützende „Kübel-Taxi“ gewartet hat, ging es zum Laichgewässer der Erdkröten, was auch das Ziel der Tiere ist. Dort habe ich dann alle Erdkröten behutsam in die Freiheit entlassen, um ihnen dabei zuzusehen, wie sie vergnügt zu ihren Artgenossen in das Gewässer hopsten oder krochen. Ja, Kröten springen normalerweise nur recht selten, meistens bewegen sie sich kriechend auf allen vieren fort, das unterscheidet sie auch von ihren sprunghaften Verwandten den Fröschen (5).

Die langsame Fortbewegungsweise und die zunehmende Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen werden gerade den Amphibien zum Verhängnis. Sie haben einen relativ sicheren Mechanismus entwickelt, der Beutegreifer abschreckt: Giftige Stoffe, die durch ihre großen Hautdrüsen abgesondert werden. Obwohl die meisten Beutegreifer, aufgrund dieser Verteidigungsstrategie die Krallen oder Zähne von den meisten Amphibienarten lassen, ist diese Strategie auf den Straßen leider gar nicht Erfolg bringend, da wäre wohl eine schnelle Fluchtreaktion zielführender. Aber wir wollen uns nicht anmaßen, Tieren vorzuschreiben, wie sie sich vor unseren Straßen schützen sollen, viel eher sollten wir unser Verhalten so anpassen, dass auch Amphibien auf unsere Erde ein schönes Leben haben. Neben der Gefahr, die durch die Straße und der Lebensraumzerstörung ausgeht, gibt es noch andere Bedrohungen wie z.B. einen weit verbreiteten Chytridpilz der die Haut der Tiere befällt, die Verschmutzung von Gewässer und der Klimawandel (6),(7).

Auch wenn die Tatsache, dass viele Amphibienarten ziemlich am Rande des Aussterbenssterbens stehen, sehr ernüchternd ist und die ein oder andere Artenschützer*in entmutigen könnte, ist es dennoch wichtig sich nicht davon abschrecken zu lassen, sich für den Amphibienschutz einzusetzen. Es ist noch nicht alles verloren und jede gerettete Kröte oder jeder geretteter Feuersalamander ist viel wert.

Was kann ich persönlich machen, um mich für den Amphibienschutz stark zu machen?



Hilfe auf den Straßen

Jedes Jahr im Frühling wird von verschiedenen Organisationen händeringend ehrenamtliche Helfer*innen gesucht, die sich an der Rettung der Kröten an Straßen beteiligen. Die einzigen 3 Dinge, die man dazu braucht ist ein Wecker, eine Taschenlampe und ein Kübel – du wirst sehen das macht ganz viel Freude, und kann sogar noch vor der Arbeit erledigt werden. Zu guter Letzt kann man nach getaner Arbeit auch noch den Sonnenaufgang genießen. Aber für die Langschläfer unter euch kann man sich auch für die Abendrunden einschreiben lassen 😉
Helfen kannst du hier:
Naturschutzbund (NÖ)
Naturschutzbund (Wien)
ARGE Naturschutz (Kärnten)

Wenn dir noch Schutzaktionen in verschiedenen Bundesländern einfallen, schreib uns einfach, wir werden diese Liste laufend erweitern >> info@akupara.at

Dokumentation von Roadkill

Solltest du bei einem Spaziergang in deiner Umgebung überfahrene Amphibien finden, bitte trage sie in die RoadKill-App (8) ein. Diese App dokumentiert alle überfahrenen Tiere, wodurch an Hotspot Straßenabschnitten, an denen besonders viele Tiere im Straßenverkehr sterben neue Schutzprojekte initiiert werden können. Oft fehlt das Wissen, wo diese Hotspot-Straßenabschnitte sind. Mit deiner Mithilfe und Aufmerksamkeit können diese auch in deiner Umgebung eruiert werden.

Straßen mit dem Auto meiden

In den Monaten von Februar bis April solltest du die Straßenabschnitte, wo viele Amphibien unterwegs sind, tunlichst meiden. Es reicht nämlich leider nicht, einfach nur mit dem Auto auszuweichen, denn auch wenn man die Körten nicht direkt überfährt, können durch Luftströme beim Vorbeifahren die Lungen der Tiere platzen, was auch zum Tod der Tiere führt (9).

Achtung beim Einkauf

Beim Einkauf kann man darauf achten, dass die Produkte Bioqualität haben, also keine Pestizide eingesetzt wurden. Generell ist der Kauf von umweltfreundlichen und klimaschonenden Produkten zu empfehlen, das hilft nicht nur den Kröten.

Wissen verbreiten

Vielen Menschen ist noch nicht bewusst welches Ausmaß das Artensterben bereits angenommen hat und welche Maßnahmen man auch im Kleinen setzen kann, daher ist es wichtig immer wieder davon zu reden, auch wenn es bestimmte Menschen nervig finden 😊

Quellen:

(1) Österreichische Gesellschaft für Herpetologie
(2) ORF
(3) Welt.de
(4) Berliner Online-Tierschutzforum
(5) Unterschied Kröte und Frosch
(6) GEO
(7) GEO
(8) RoadKill
(9) NABU
Visit Us On FacebookVisit Us On Instagram