Never Ending Story
Philosophie ist wörtlich übersetzt die Liebe zur Weisheit. Auch mich hat diese Liebe gepackt und ich beschäftige mich schon lange mit dieser Wissenschaft, allem voran mit der Ethik, die neben Logik und Metaphysik ein Kerngebiet der Philosophie* ist. Was mich so fasziniert an dieser Disziplin ist, dass es eigentlich die erste Form der Wissenschaft war - Frühe Wissenschaftler (leider gab es damals noch kaum Wissenschaftlerinnen) beschäftigten sich mit Mathematik, Physik, Biologie und gesellschaftlichen Fragen und nannten sich einfach Philosophen. Dieses gesamtheitliche Forschen finde ich wichtig, vor allem in Zeiten der extremen Spezialisierung, die selbstverständlich auch seine Berechtigung hat. Mich fasziniert vor allem ein holistischer Blick und der Zusammenhang der vielen kleinen Teile in unserem System.
Verpönter Elfenbeinturm
Uns werden niemals die Fragen ausgehen! Diese häufen sich, wenn man sich mit Philosophie beschäftigt eher an. Ob mich das nicht frustriert? Nein, ich finde die Herausforderung spannend über neue gesellschaftliche Konzepte nachzudenken und meine Handlungen danach zu richten, dass diese Vorstellungen zu einer neuen Wirklichkeit werden. Den Vorwurf als Tagträumer*in und realitätsfremd oder gar als Abgehobene*r im Elfenbeinturm zu sitzen ist weit verbreitet. Oftmals stimmt es auch, dass die Bevölkerung keinen Zugang zu philosophischen Konzepten hat, oder ihnen nicht gewährt wird (z. B. Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich ein Buch des österreichischen Philosophen Adorno gelesen, und ich habe die Sätze angestrichen, die ich verstanden habe – nur so viel dazu: Das Buch leuchtet nicht, wenn man es aufschlägt.) Dass diese sprachliche Abgrenzung nicht immer gegeben sein muss, habe ich erkannt als ich dieselben Werke auf Englisch gelesen habe. Zu meiner Verwunderung waren die englischen Texte für mich klar verständlich. Eine Erkenntnis für mich, man kann auch komplexe Themen so klar ausdrücken, dass sie leichter verstanden werden können. Da es mir aber wichtig erscheint, alle Menschen in moralische Fragestellungen miteinzubinden, habe ich mich entschlossen regelmäßig diese Ethik-Kolumne zu veröffentlichen und einen tier- und umweltethischen Diskurs zu entfachen, wo alle eingeladen sind sich einzubringen! [Am Ende der Kolumne stehen immer anregende Fragen >> schreibt mir dazu in den Kommentaren oder unter info@akupara.at] Um eine gemeinsame Basis zu schaffen möchte ich mit der Beschreibung von Ethik beginnen:
Das Einzige, das sich niemals ändert, ist die Veränderung
Ethik kann also als praxisorientierte Philosophie beschrieben werden, in der für das menschliche Handeln Beurteilungskriterien erarbeitet werden. Es kann keine Gesellschaft geben ohne Werte und etwas woran wir glauben! Und das woran wir glauben und für uns die Wirklichkeit ist, ist nicht starr und in Stein gemeißelt, sondern ändert sich fließend. Weil wir darüber nachdenken, wie die Wirklichkeit ist und wie sie durch unser Handeln besser sein könnte – das ist vereinfacht gesagt Ethik und Moral. Nachdem sich die Realität und Gesellschaft permanent verändert und wir ständig vor neuen Fragen stehen, auf die wir versuchen Antworten zu suchen, ist Ethik eine Never-Ending Story. Ethik ist immer an das aktuelle Geschehen gekoppelt und Handeln, das heute als gut gilt, wird in Zukunft schon einer ganz anderen Bewertung unterliegen. Was Menschen machen, die ihr Leben dem Gemeinwohl - beispielsweise dem Tierschutz - widmen, ist grundsätzlich, die aktuellen festgefahrenen Bewertungskriterien für unser Handeln zu verändern. Zum Beispiel ist es in der westlichen Welt „normal“ jeden Tag Schwein zu essen, würde ein Hund auf dem Teller liegen, gäbe es einen großen Aufschrei, obwohl aus wissenschaftlicher Perspektive ein Schwein und ein Hund ähnliche kognitive Fähigkeiten haben und beide gleichermaßen leiden können.
Kurz gesagt, die Werte der Gesellschaft werden verändert, z.B. Ein Tierleben ist wertvoll und muss geschützt werden. >>Schlussfolgerung: Massentierhaltung fügt Tieren massives Leid zu, daher ist es schlecht Tiere in solchen Bedingungen zu halten.
Im 19. Jahrhundert war diese Denkweise noch nicht in der Gesellschaft etabliert, zum einen, weil Massentierhaltung in dem Sinn, wie es heute praktiziert wird noch nicht existierte, zum anderen, weil es in Vergangenheit noch nicht so fundiertes Wissen über die Schmerzempfindung von Tieren gab. Langsam, aber sicher wandeln sich diese Werte.
Man sieht also die Wissenschaft ist auch treibender Motor der Ethik, da sie in der Gesellschaft verankerte Wertevorstellungen ins Schwanken bringen kann. Es gibt also in dem Sinn keine Lösung für Probleme, sondern eine permanente Anpassung der Werte an unser momentanes Wissen, nach dem unser Handeln sich orientiert und entweder als gut oder böse bewertet wird.
*Es gibt sehr viele verschiedene Richtungen der Philosophie, die westliche Welt ist von der antiken Philosophie geprägt (Im Zuge dieser Ethikkolumne, werde ich mich hauptsächlich auf die antike Philosophie beziehen, wenn nicht anders angegeben). Was die antike Philosophie, die in Griechenland ihren Ausgangspunkt hat, auszeichnet, ist eine systematisch und wissenschaftsorientierte Denkweise.