Traumatisierte Wildtiere - was passiert mit ehemaligen Tanzbären
Private Haltung von Wildtieren ist noch lange nicht Geschichte. Noch immer gibt es viele Haushalte, die Wildtiere halten. Die Haltungsbedingungen reichen nur in den seltensten Fällen aus, um die Grundbedürfnisse der Tiere zu befriedigen.
Wie sind Wildtiere definiert?
Laut österreichischem Gesetz sind Wildtiere alle Tierarten, die keine Haustiere und Heimtiere sind (
TSchG, §4.3.).. – Ahhh wirklich, jetzt ist alles klar,…
Okay beschreiben wir mal die Haustiere laut österreichischen Tierschutzgesetz:
Haustiere sind domestizierte Tiere der Gattungen Rind, Schwein, Schaf, Ziege und Pferd, jeweils mit Ausnahme exotischer Arten, sowie Großkamele, Kleinkamele, Wasserbüffel, Hauskaninchen, Haushunde, Hauskatzen, Hausgeflügel und domestizierte Fische;(
TSchG, §4.1.). Dann gibt es noch eine Unterteilung nämlich Heimtiere, die wie folgt definiert werden: T
iere, die als Gefährten oder aus Interesse am Tier im Haushalt gehalten werden, soweit es sich um Haustiere oder domestizierte Tiere der Ordnungen der Fleischfresser, Nagetiere, Hasenartige, Papageienvögel, Finkenvögel, Taubenvögel und der Klasse der Fische handelt; ((
TSchG, §4.2.).
Es gibt heutzutage schon Verbote der Haltung bestimmter Wildtiere, darunter fallen Raubtiere, Menschenaffen oder Schleichkatzen, u.a. Absurderweise waren Braunbären bis 2019 in Teilen Österreichs eine Ausnahme (
>>Quelle), und konnten theoretisch privat gehalten werden. VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Martina Pluda äußert sich dazu verständlicherweise mit folgenden Worten:
„Das ist in einem Land wie Österreich, wo Tierschutz in der Verfassung festgeschrieben ist, absurd.“ 2018 wandte sich VIER PFOTEN an die Politik mit dem Appell die Haltung von Bären generell zu verbieten (
>>Quelle).
2019 gab es den Erfolg: Die private Bärenhaltung ist seither endlich verboten.
Seit Jahrzehnten setzt sich der österreichische Verein VIER PFOTEN für das Wohl von Wildtieren ein. Sie befreien Wildtiere aus miserablen Haltungsbedingungen in Zoos, Zirkussen und privatem Besitz. Trotz Verbote gibt es immer noch einen florierenden Wildtierhandel – auch in Europa.
In sehr vielen EU-Ländern werden Bären nach wie vor für die Unterhaltung des Menschen missbraucht. In Frankreich werden Wolf- und Bärenshows abgehalten und sollen voraussichtlich erst im Jahr 2026 verboten werden (
>>VIER PFOTEN). Auch in Südosteuropa sind Braunbären noch ganz gängige Haustiere oder werden als Touristenattraktionen gehalten.
Was das für Wildtiere bedeutet?
Sie werden aus ihren Familien und Lebensräumen gerissen und völlig traumatisiert in Gehege gepackt, die niemals für ihre Bedürfnisse reichen. Auch wenn die Tiere aus Nachzüchtungen kommen, also nicht aus der Wildnis entnommen werden, haben die Tiere Bedürfnisse, die eine Haltung in einem Gehege nicht bieten kann (z.B. Bedürfnisse nach Bewegung und weite Wanderungen). Auch die Klimabedingungen werden selten berücksichtigt – ein Eisbär wird sich in Österreich niemals wohlfühlen - es ist zu warm! Leider nehmen nach wie vor viele Menschen das Leid von Tieren in Kauf, um sich ein Wildtier zu Hause einzusperren. Egal ob legal oder illegal zu halten, denn auch viele legal erhältliche exotische Reptilien, werden sehr oft in unzureichenden Bedingungen gehalten.
Folgen für den Artenschutz
Sobald man ein Wildtier aus seinem Lebensraum entrissen hat, ist es für den Arterhalt in freier Wildbahn irrelevant. Das ist bei bedrohten Tieren ein besonderes Problem, beispielsweise beim Tiger: Nur noch ca. 2.154-3.159 Individuen leben in freier Wildbahn (
>>IUCN Red List) in Gefangenschaft leben schätzungsweise 200.000 Tiger (
>>WWF Österreich).
Tiere mit einer traumatisierenden Vergangenheit, beispielsweise Tanzbären, Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen oder jene, die brutales Training für Zirkusvorstellungen erfahren haben, können nicht wieder in die Natur entlassen werden. Doch was tun mit beschlagnahmten oder geretteten Tieren? Im Idealfall wird ihnen ein möglichst naturnahes Leben in Gefangenschaft ermöglicht. Das macht VIER PFOTEN zum Beispiel in ihren Bärenwäldern (in Österreich, Deutschland, der Ukraine, Vietnam, Bulgarien, der Schweiz und dem Kosovo), aber auch für Großkatzen gibt es den
LIONSROCK (Südafrika), wo die Tiere ein semi-natürliches Zuhause finden.
Um Wildtieren Leid zu ersparen belässt man sie am besten bei ihren Familien in ihrem natürlichen Zuhause – dort fühlen sie sich am wohlsten, so wie du und ich. Wurden sie aber schon eingefangen und unter tierquälerischen Bedingungen gehalten, so kann man sie oftmals leider nicht mehr in die freie Wildbahn entlassen. VIER PFOTEN nehmen sich ehemaligen Tanzbären, Gallenbären, Zirkus- und Zoobären oder Bären aus privater Haltung an und bieten ihnen ein schönes Leben in riesigen seminatürlichen Gehegen.
Will man das Zusammenleben mit einem Tier aber nicht missen, so kann man das auch einen Hund oder Katze ein Zuhause. Durch Jahrtausende langer Co-Evolution fühlen sich Hund und Katz auch in Sozialverbänden mit Menschen sehr wohl. Hier empfehlen wir nach
reichlicher Überlegung, ob man überhaupt ein Haustier versorgen kann und will: Adopt – don’t shop, also lieber adoptieren nicht kaufen.